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Evakuierungsaufruf für Nordgaza nach Raketenangriffen auf Israel

Nach einem Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen hat die israelische Armee die Bewohnerinnen und Bewohner mehrerer Gebiete im Norden des Küstenstreifens zur Evakuierung aufgerufen. Armeesprecher Avichay Adraee kündigte dies am gestrigen Abend über den Onlinedienst X an und bezeichnete die Aufforderung als „letzte Vorwarnung vor dem Angriff“. Das israelische Militär plant, jedes Gebiet anzugreifen, aus dem Raketen auf israelisches Territorium abgefeuert wurden. Nach den Angaben des Militärs wurden zuletzt Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgeschossen, wobei zwei Geschosse abgefangen und ein drittes in unbewohntem Gebiet landete. Verletzte wurden nicht gemeldet.

Angriffe auf medizinische Einrichtungen

Im Verlauf des gestrigen Tages führte die israelische Armee zum zweiten Mal einen Angriff auf ein Krankenhaus in Chan Junis im südlichen Gazastreifen durch. Nach Angaben des Krankenhauses verloren dabei mindestens elf Menschen ihr Leben. Die israelische Armee erklärte, es handele sich um einen „präzisen Angriff auf Hamas-Terroristen“ in einem Kommando- und Kontrollzentrum, das sich unter dem Europäischen Krankenhaus befinde. Diese Informationen konnten bislang nicht unabhängig verifiziert werden.

Berichten israelischer Medien zufolge könnte der Angriff gegen Mohammed al-Sinwar gerichtet gewesen sein, der jüngere Bruder des im vergangenen Jahr getöteten Hamas-Chefs Jahja al-Sinwar. Mohammed al-Sinwar gilt als einflussreiche Figur innerhalb der radikalislamischen Organisation. In einer weiteren Attacke in der Nacht zuvor wurde die Al-Nasser-Klinik getroffen, was nach palästinensischen Angaben zu drei Toten führte.

Politische Reaktionen und Kritiken

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte an, im Gazastreifen „mit voller Kraft“ vorzugehen. In seiner Erklärung betonte er, dass die Offensive dazu dienen solle, die Hamas zu „zerschlagen“ und zu „zerstören“. Der bevorstehende militärische Einsatz wird als intensiver und umfassender Angriff auf die Infrastruktur der Hamas betrachtet.

Inmitten dieser militärischen Eskalation äußerte der UNO-Hilfskoordinator Tom Fletcher scharfe Kritik an den von Israel geplanten Maßnahmen zur Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen. Fletcher bezeichnete diese Pläne als „zynisches Ablenkungsmanöver“ und „bewusste Irreführung“, die lediglich als Vorwand für weitere Gewalt und Vertreibung der Palästinenser dienen würden. Er warf Israel vor, die „Entvölkerung des Gazastreifens“ über das Wohlergehen der Zivilbevölkerung zu stellen. Zudem wurde bekannt, dass seit dem 2. März keine humanitäre Hilfe mehr in den Gazastreifen geliefert wurde, da Israel angekündigt hat, keine Waren oder Hilfsgüter durchzulassen, bis alle verbliebenen Geiseln von der Hamas freigegeben werden.

Quelle: https://orf.at/stories/3393443/